Saarbrücken – Die älteren Menschen im Saarland sind zufriedener, aktiver und gesünder als Senioren anderswo in Deutschland.
Dennoch haben auch sie eine umfangreiche Kummerliste, die vom knappen Geldbeutel über nicht altersgerechte Wohnungen bis zum ungenügend empfundenen öffentlichen Personennahverkehr reicht. Das hat eine repräsentative Befragung des Meinungsforschungsinstitutes Allensbach unter rund 1250 Saarländern im Alter von 60 bis 85 Jahren ergeben, die das saarländische Sozialministerium für seinen bis zum Jahr 2022 angekündigten „Masterplan Aktives Alter und gesellschaftliche Teilhabe“ in Auftrag gegeben hat. Ministerin Monika Bachmann (CDU), Allensbach-Studienleiter Michael Sommer und Pablo Rischard vom mitbeteiligten Institut AGP Sozialforschung in Freiburg/Brsg. stellten am Freitag erste Zwischenergebnisse des umfangreichen Zahlenwerks vor.
Laut der schriftlichen Befragung der Saar-Senioren, die vom 29. Februar bis 30. März – also erst ganz am Anfang der Corona-Pandemie – – stattfand, bezeichneten 8 Prozent der Senioren ihre wirtschaftliche Lage als „sehr gut“: 52 Prozent nannten sie „gut“ und 30 Prozent meinten „es geht so“. Knapp die Hälfte meinten, sie genössen das Leben, nur sieben Prozen stöhnten, sie würden „nicht mehr gebraucht“. Obwohl laut AGP-Studie zwischen 6 Prozent (Kreis St. Wendel) und 16 Prozent (Regionalverband Saarbrücken) der älteren Menschen von staatlicher Mindestsicherung leben müssen, ergab die Allensbach-Umfrage: Mehr als jeder vierte Saarländer im Alter von 60 bis 85 Jahren hat ein Haushalts-Nettoeinkommen von 3000 Euro und mehr im Monat. 38 Prozent haben entweder 1750 bis 3000 Euro monatlich im Seniorenhaushalt zur Verfügung und angeblich nur 35 Prozent kommen demnach auf weniger als 1750 Euro monatlich, was Ministerin Bachmann allerdings mit den Worten kommentierte: „Mir liegen da andere Zahlen vor zur Altersarmut“.
Die Meinungs- und Sozialforscher brachten ihre Studien, die sich das Saar-Ministerium als Vorbereitung für den Masterplan Senioren bislang 190 000 Euro kosten ließ, auf die Formel: „Je gesünder und reicher jemand ist, desto mehr fühlt er sich jünger, zufriedener und glücklicher“. Besonders positiv wirkt sich im Saarland aus, dass 79 Prozent der Senioren im eigenen Haus oder einer Eigentumswohnung leben, wobei dennoch jeder Dritte über nicht altersgerecht gestaltete Wohnverhältnisse klagt. Mit dem ÖPNV-Angebot an Bussen und Bahnen sind knapp die Hälfte der Saar-Senioren unzufrieden. Fast alle Älteren sehen täglich fern, 78 Prozent lesen regelmäßig Zeitung und 61 Prozent haben ein Handy oder Smartphone. Jeder zweite Ältere surft täglich im Internet und nur neun Prozent sind ganz abgeschnitten von den neuen Medien. Sechs von zehn Senioren-Haushalten kochen sich noch selbst jeden Tag und die meisten von ihnen loben die bestehende Versorgung mit Lebensmittelläden und Geldinstituten. Eher wird über die unzureichende Ausstattung von Freizeit- und Grünanlagen gestöhnt.
Zwei Drittel der Senioren pflegen regelmäßig Garten und Blumen, jeder Vierte über 60 geht täglich spazieren und fast jeder Zweite ist in mindestens einem Verein. Mitglied. Dazu engagieren sich 41 Prozent der Älteren ehrenamtlich. Nur jeder zehnte Ältere (53 Prozent Frauen, 47 Prozent Männer, zwei Drittel davon zusammenlebend oder verheiratet) fühlt sich laut Umfrage einsam. Über die Hälfte der Senioren werden in erster Linie durch Angehörige gepflegt, ein Viertel pflegen selbst noch andere. Doch dies, so merkten Ministerin Bachmann und die Wissenschaftler an, „war noch vor dem Höhepunkt der Corona-Pandemie“. Eine ergänzende Studie in diesem Punkt wurde zumindest nicht ausgeschlossen. Bis zum geplanten Masterplan Saar-Altenpolitik im Jahr 2022 sollen die Ergebnisse der Studien mit betroffenen Bürgern und Institutionen wie dem Landesseniorenbeirat im April/Mai 2021 auf vier Regionalkonferenen in den Landkreisen sowie einer anschließenden Zukunftskonferenz im Sommer 2021 erörtert werden.
(Bericht von Udo Lorenz)